Gewerbe

Wohnform Konstanz


Umbau und energetische Sanierung der Obergeschosse des „Hohen Hauses“ in Konstanz
Das „Hohe Haus“, erbaut 1294, ist ein identitätsstiftendes Element der Konstanzer Altstadt. Es dominiert die Zollernstrasse, erhebt sich, vom Münsterturm aus gesehen, im Dächermeer der Altstadt und ist selbst vom See aus in der Stadtkulisse auszumachen. Nach einem Brand wurde das Gebäude 1968 vom Architekten Ernst Greiner innen komplett neu aufgebaut, 1990 folgte eine Erweiterung mit Dachanbau durch Schaudt Architekten. Büchel Neubig Architekten wurden 2016 beauftragt, die energetische Situation des Gesamtgebäudes und die räumliche und klimatische Situation des Dachgeschosses zu überarbeiten und folgende Probleme zu lösen: starke Luftzug-Erscheinungen im gesamten Hohen Haus, zu kühle Temperaturen im Winter im EG, starke Überhitzung in den Dachgeschossen in den Sommermonaten. Architektonische Massnahmen zur Verbesserung der klimatischen Situation in den beiden Obergeschossen: Die Bereiche zwischen den 32 cm starken Sparren wurden vollständig mit Zellulosefaser-Dämmung ausgeblasen, es wurden neue Dachfenster mit hohem Dämmstandart eingebaut und die Wärmebrücken eliminiert. Dadurch werden maximale Temperaturen von unter 25° Celsius erreicht – trotz des nur mittelmässig gedämmten Daches des Schaudt-Anbaus. Zusätzliche Fenster (ein zusätzliches Dachflächenfenster und ein Oberlichtband mit Lüftungsflügeln) zur besseren Belichtung und Belüftung wurden ausschliesslich auf der Nordseite eingebaut. Das Oberlichtband mit zwei Lüftungsflügeln im Firstbereich des Daches ermöglicht die vollständige Vertikallüftung aller Geschosse zur Nachtauskühlung. Durch die hocheffiziente Dämmung des Daches erfolgt kein Wärmeabfluss mehr im Dachraum, die gleichmässige Temperierung sämtlicher Geschosse funktioniert. Durch die Versetzung der bestehenden Wendeltreppe und den Umbau der bestehenden Brüstungen wurden die Bewegungszonen verbessert und die direkte Erreichbarkeit des Anbaus erreicht. Der Steg im Anbau wurde auf über 3 m verbreitert und in solidem, blickdichtem Material ausgeführt. Er dient jetzt als begehbare Ausstellungsfläche.
Es war das gestalterische Ziel, den Dachraum des 5. Und 6. Obergeschosses klarer und heller auszubilden als zuvor. Aus diesem Grund wurde die Dämmebene zwischen die Sparren verlegt und diese wurden verkleidet, die Innendachflächen wurden gespachtelt und gestrichen. Sämtliche Stösse und Fugen der Wand- und Deckenflächen wurden mit Schattenfugen ausgebildet. Es wurde ein Farbkonzept mit KT – Farben entwickelt: Weiss- und Grautöne für Decken und Wände mit Ausnahme des Treppen und Aufzugbereiches, der Schwarz gestrichen wurde, um die komplizierte Kubatur optisch zurückzunehmen. Die beiden Architektur-Formensprachen von Ernst Greiner im Altbau und Schaudt Architekten im Dach-Anbau sollten erhalten bleiben, der gesamte Bereich sollte gestalterisch geordnet und beruhigt werden. Deswegen mussten die neuen Umbaumassnahmen subtile Eingriffe sein, präzise und möglichst unsichtbar. Einzig das neue Lichtkonzept mit frei über die gesamte Dachfläche verteilten Einbauschienen und LED Strahlern lässt einen zeitgenössischen Eingriff erahnen.